Wir können stolz auf unser Krankenhaussein, zu Recht stolz auf die dort erbrachten Leistungen. Unser Krankenhaus hat einen sehr guten Ruf in der Bevölkerung, umso trauriger ist es, dass es in den letzten Tagen wiederum negativ in die Schlagzeilen geraten ist, wegen des unverständlichen Verhaltens des Bürgermeisters.
Die Vorgeschichte:
2005 starb im Dornbirner Krankenhaus eine 35-jährige Frau nach einer dort vorgenommenen Darmoperation, laut mehrerer Gutachten und dem inzwischen erfolgten Urteil des Landesgerichtes Feldkirch aufgrund einer Reihe vonFehlbehandlungen.
Seit Jahren ist ein Schadensersatzprozess anhängig. 7 Jahre nach dem Tod derFrau gibt es nach wie vor keine Lösung.
Am 26. Oktober 2011 wurde dieser tragischeFall groß in den VN publiziert und das Verhalten des Bürgermeisters sehr kritisch kommentiert. Marlies Mohr wirft in ihrem Kommentar dem Bürgermeister ein „unseliges Spiel“ vor und dass er sich hinter Versicherungen verschanze.Sie schließt den Kommentar mit dem Satz: „Das ist beschämend.“
Nur einen Tag später lässt der Bürgermeister via VN verlauten, er habe einMachtwort gesprochen, er habe die Rechtsabteilung der Stadt beauftragt, bei derVersicherung zu intervenieren und auf ein beschleunigtes Verfahren zu drängen.
Ich habe vor einem Jahr in derStadtvertretung (3.11.2011) dem Bürgermeister kritische Fragen gestellt, die bis heute nicht alle beantwortet wurden. Und ich habe ihn aufgefordert, einZeichen der Menschlichkeit zu setzen, mit der Versicherung Klartext zu reden,für eine Lösung zu sorgen und damit auch Imageschaden vom Krankenhaus abzuwenden. Ich habe vor einem Jahr betont (damals gab es noch keinGerichtsurteil), ein Entgegenkommen der Stadt bedeute keineswegs einSchuldeingeständnis.
Sein großmundiges Versprechen auf eine rasche Erledigung hat der Bürgermeister nicht gehalten, im Gegenteil, derBürgermeister anerkennt nicht einmal das vor Kurzem erfolgte Gerichtsurteil und lässt dagegen berufen. Diese Vorgangsweise ist inakzeptabel und beschämend.
Der Bürgermeister, auch zuständigerGesundheitsreferent der Stadt, muss sich kritische Fragen gefallen lassen:
- Vor einem Jahr hat er zugesagt, rasch ein Machtwort mit derVersicherung zu sprechen, auf ein beschleunigtes Verfahren zu drängen.Warum ist aber trotzdem nichts geschehen?
- Warum anerkennt der Bürgermeister nicht das Gerichtsurteil und versucht spätestens jetzt mit den Hinterbliebenen zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen? Es geht um die Absicherung des heute9-jährigen Sohnes.
- Warum verstecken sich der Bürgermeister und andereStadtverantwortliche jahrelang hinter einer Versicherung?
Will man mit der Sache am liebsten nichts zu tun haben? Glaubt man, dieSache aussitzen zu können? - Warum wurde der betreffenden Versicherung seitens der Stadt nicht schon längst die Rute ins Fenster gestellt?
Immerhin ist die Stadt Großkunde! - Wie hoch ist die jährliche Prämienzahlung der Stadt an die betreffende Versicherung?
- Warum wurde der Stadtrat nicht informiert? Warum müssen dieMitglieder des Stadtrates aus der Zeitung erfahren, dass die Stadt berufen will?
Ob es Fehler im Krankenhaus gegeben hat, die zum tragischen Tod der Mutter geführt haben, wie mehrere voneinander unabhängige Gutachten offensichtlich aufzeigen und wie es im erstinstanzlichen Urteil des Landesgerichtes heißt, kann und will ich nicht beurteilen.
Menschliche Fehler kann man nie – so tragisch dies auch ist – völlig ausschließen. Meine Kritik richtet sich daher nicht an das Krankenhaus, sondern an den Umgang der Stadtverantwortlichen mit den Hinterbliebenen eines Behandlungsfehlers oder vermeintlichen Behandlungsfehlers in einem besonders tragischen Fall.
Ichhabe kein Verständnis dafür, dass 7 Jahre nach dem tragischen Tod immer noch keine Lösung in der Entschädigungsfrage gefunden wurde. Und zwar deshalb nicht,weil es sich nicht um einen Patienten handelt, der später Beschwerden hat,sondern um den Tod der Mutter eines Kindes. Und ich habe schon gar keinVerständnis dafür, dass der Bürgermeister gegen das Gerichtsurteil berufen lässt, obwohl er vor einem Jahr eine rasche Lösung in Aussicht gestellt hat.Dies ist beschämend!
Wir erwarten uns vom Bürgermeister, dass er den Fall nicht aussitzt, sondern gegenüber der hinterbliebenen Familie ein Zeichen der Menschlichkeit setzt und Image-Schadenvon unserem Krankenhaus abwendet. Das heißt, dass die Stadt ihre Verantwortung wahrnimmt, für eine Lösung zu sorgen. Der Versicherung muss die Stadt klarmachen, dass die Zeit längst überfällig für eine Lösung des Verfahrens ist,ansonsten wird die Versicherung gekündigt.
Vor wenigen Tagen, am 1. November 2012, hat Marlies Mohr in einem VN-Kommentar geschrieben:
„Wo ein Wille, da also auch ein Weg. Zumal Wolfgang Rümmele nach dem ersten VN-Bericht noch großmütig erklärt hatte, das – wahrlich herzlose – Tauziehen rasch beenden zu wollen. Es blieben Worthülsen. Da verkommen auch Aussagen, wonach er aus seinem „Innersten heraus“ gerne im Interesse der betroffenen Familie entscheiden würde, zu billigen Allgemeinplätzen. Das ist eines Politikers von seinem Format nicht würdig.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Für die Dornbirner SPÖ
Stadtrat Gebhard Greber
06.11.2012