Geschätzte Eltern,
in den letzten Wochen sind mehrfach Eltern an Dornbirner PolitikerInnen – auch an uns –herangetreten (Mails, Briefe, Gespräche, Stadtvertretungssitzung) und haben auf die ungenügende Förderungspolitik der Stadt Dornbirn für Kleinkinderbetreuungsgruppen hingewiesen. Wir erlauben uns daher, Ihnen in schriftlicher Form zu antworten.
Das Kindergartenangebot (ab 4Jahre) und die Förderung von Spielgruppen (Kinder zwischen 3 und 4Jahren) sind in Dornbirn durchaus anerkennenswert.
Das große Problem vielerFrauen ist aber: Was passiert nach dem Ende der Karenzzeit? Viele müssen arbeiten gehen, viele wollen wieder in ihren Beruf einsteigen.
Auch wenn die zuständigeStadträtin Andrea Kaufmann immer wieder das Gegenteil beteuert, ist es eine Tatsache: Für eine Betreuung von Kindern unter drei Jahren in kleinen Gruppen gibt es in Dornbirn bisher kein Geld. Seitens der Stadt wird nur einseitig das Tagesmüttermodell gefördert.
In anderen StädtenVorarlbergs ist es eine Selbstverständlichkeit, Kleinkindergruppen zu unterstützen. Hier ist die Stadt Dornbirn nachweislich Schlusslicht und hat großen Nachholbedarf.
Immer wieder haben wir imStadtrat auf die Notwendigkeit von Kleinkinderbetreuungsgruppen aufmerksam gemacht. Die Kinderfreunde sind die einzige Organisation,die ein solches Angebot in ihrer „Villa Kunterbunt“ anbietet. Da von den derzeit 68 betreuten Kindern die meisten nur zwischen eineinhalb und drei Jahre alt sind, fallen sie aus der Förderung der Stadt heraus.Dies ist auch deswegen bitter, weil die Landesförderung nur so hoch ist wie die jeweilige Förderung der Stadt. Das Land wäre aber bereit, eine wesentlich höhere Summe zu bezahlen, aber nur unter der Voraussetzung,dass die Stadt dies auch macht.
Stadt hält eigenen Beschluss nicht ein
Anfang 2000 hat Gebhard Greber einen Antrag im Stadtrat zur Ausarbeitung vonFörderungsrichtlinien für Kleinkinderbetreuungsgruppen gestellt, die bis Juni 2000 vorzuliegen haben. Der Antrag wurde zwar einstimmig angenommen, aber bis heute liegen keine Richtlinien vor. Es stimmt also nicht, wenn seitens der zuständigen Stadträtin beteuert wird, es werde intensiv an der Erstellung von Richtlinien gearbeitet, denn mehr als ein Jahr lang ist kein Ergebnis erzielt worden.
Zusage der Stadträtin im Stadtrat am 3.April 2001
In der letzten Sitzung desStadtrates haben wir die Kleinkinderbetreuung erneut zum Thema gemacht und insbesondere drei Forderungen erhoben:
- schnellstmögliche Vorlage der Richtlinien (spätestens im Mai)
- Anlehnung an die Förderungspraxis des Landes
- Vorlage eigener städtischer Richtlinien, auch wenn das Land in nächster Zeit keine Richtlinien beschließen sollte
StadträtinKaufmann hat zugesagt, bis spätestens Ende Mai würden die städtischenRichtlinien vorliegen, sodass die Kinderfreunde noch rechtzeitig erfahren, wie es weitergehe. In nächster Zeit würden die Landesrichtlinien festgelegt, an die man sich anlehnen wolle. Falls dies aber scheitern sollte, warte die Stadt nicht länger zu und legeeigene Richtlinien vor.
Dies scheint uns eine vernünftigeVorgangsweise zu sein. Wir werden aber die zuständige Stadträtin beimWort nehmen und im Mai die Vorlage der Richtlinien einfordern.
Klare Haltung der Dornbirner SPÖ
Unsere Forderungen
- Ausarbeitung von Richtlinien für Kleinkindergruppen bis spätestens Mai 2001
- die unsinnige Dreijahresgrenze für förderungswürdige Kinder muss fallen, denn vieleFrauen müssen oder wollen nach der Karenzzeit arbeiten gehen
- die Stadt soll sich an dieFörderungspraxis des Landes anlehnen, das 47,5 % der Personalkosten übernimmt (wenn mehr als 50% der Kinder mehr als die Hälfte der Woche anwesend sind)
Freie Wahlmöglichkeit
Es ist nicht in Ordnung, wenn dieStadt einseitig nur das Tagesmüttermodell fördert und den Eltern damit die Betreuungsart vorschreiben will. Führende ÖVP-Politiker in Dornbirn behaupten gar, Kinder unter drei Jahren seien nicht gruppenfähig. Dies widerspricht nicht nur pädagogischen Erkenntnissen, sondern ist auch eine Bevormundung mündiger BürgerInnen. Die Eltern sollen selber frei entscheiden können. Sie wissen besser, welche Betreuungsform die Beste für ihr Kind ist.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Ziel muss es sein, dassEltern Familie und Beruf gut miteinander verbinden können. Die wichtigste Maßnahme dafür sind Kinderbetreuungsplätze. DieVereinbarkeit von Familie und Beruf ist außerdem Voraussetzung dafür,dass die Geburtenraten nicht weiter dramatisch sinken. FehlendeBetreuungseinrichtungen sind zudem ein Hauptgrund für die erheblichenEinkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen.
Kostenargument
Die Kinderfreunde fordern eine Erhöhung der städtischen Unterstützung von ATS 335.000 auf rundATS 680.000 Schilling (Die vergleichbare Einrichtung „Rumpelstilzchen“erhält von der Stadt Bregenz über 900.000 Schilling!).
Das Kostenargument der Stadt ist lächerlich, für andere Bereiche spielen Millionen keine Rolle:
So subventioniert beispielsweise die Stadt das Rolls-Royce-Museum jährlich mit 1,7 Mio Schilling ! Für die Neue Naturschau (inatura) werden für einKommunikationskonzept (Werbung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit)für drei Jahre rund 9 Millionen Schilling bereitgestellt, die sichStadt und Land je zur Hälfte teilen. Oder vor wenigen Monaten hat dieStadt – ohne große Diskussion – 18 Mio Schilling Schulden der Dornbirner Seilbahngesellschaft übernommen.
Mit dem Bekenntnis der tatkräftigen Unterstützung Ihres Anliegens verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
für die Dornbirner SPÖ
Stadtrat Mag. Gebhard Greber und Stadträtin Dr. Gabi Sprickler-Falschlunger