Krankenhaus – Todesfall

Wir können stolz auf unser Krankenhaus sein, zurecht stolz auf die dort erbrachtenLeistungen, nicht nur für die BewohnerInnen unserer Stadt.
Umso trauriger ist es, dass unser Krankenhaus in den letzten Tagen negativ in den Schlagzeilen geraten ist.

DieVorgeschichte:
2005 starb im Dornbirner Krankenhaus eine 35-jährige Frau nach einer dort vorgenommenen Darmoperation, laut vorliegender Gutachten misslungenenDarmoperation.
Seit Jahren ist ein Schadensersatzprozess anhängig, ohne Ergebnis. 6 Jahre nachdem Tod der Frau gibt es nach wie vor keine Lösung.

Am26. Oktober 2011 wurde dieser tragische Fall groß in den VN publiziert und dasVerhalten des Bürgermeisters sehr kritisch kommentiert. Marlies Mohr wirft in ihrem Kommentar dem Bürgermeister ein «unseliges Spiel“ vor und dass er sich hinter Versicherungen verschanze. Sie schließt den Kommentar mit dem Satz: «Das ist beschämend.“
Nur einen Tag später lässt der Bürgermeister via VN verlauten, er habe einMachtwort gesprochen. Er habe die Rechtsabteilung der Stadt beauftragt, bei derVersicherung zu intervenieren und auf ein beschleunigtes Verfahren zu drängen.

DerBürgermeister, auch zuständiger Gesundheitsreferent der Stadt, muss sich kritische Fragen gefallen lassen:

  1. Warum lässt derBürgermeister 6 Jahre verstreichen, bis er endlich ein Machtwort mit derVersicherung spricht?
    Muss er zuerst negativ in der Zeitung stehen, ehe er reagiert?
  2. Warum lässt derBürgermeister der Familie, die sich jüngst mit der Bitte an ihn gewandt hat, die Sache zum Abschluss zu bringen, schriftlich mitteilen, dieBearbeitung der geltend gemachten Schadensersatzansprüche erfolge durch den Versicherer, aus diesem Grunde könne er in das laufende Verfahren auch nicht eingreifen, um dann wenig später, nach dem VN-Artikel, das Gegenteil zu sagen, indem er nun die Versicherung auf eine beschleunigtes Verfahren drängt?
  3. Warum verstecken sich der Bürgermeister und andere Stadtverantwortliche jahrelang hinter einerVersicherung?
    Will man mit der Sache am liebsten nichts zu tun haben? Glaubt man, dieSache aussitzen zu können?
    Warum kümmert er sich nicht früher darum, dass die Stadt als Träger desKrankenhauses mit den Hinterbliebenen zu einer einvernehmlichen Lösung kommt? Es geht um die Absicherung des heute 8-jährigen Sohnes.
  4. Ist es richtig, dass die Stadt auf die Bitte, den Eltern der verstorbenen Frau und dem minderjährigen Kind ein Einigungsangebot zu legen, nicht reagiert hat?
    Ist es richtig, dass stattdessen die Stadt und die Versicherung noch weitere Gutachten bzw. Expertisen abwarten wollen?
  5. Warum wurde der betreffenden Versicherung seitens der Stadt nicht schon längst die Rute ins Fenster gestellt?
    Immerhin ist die Stadt Großkunde!
  6. Wie hoch ist die jährliche Prämienzahlung der Stadt an die betreffende Versicherung?
  7. Sind noch andereFälle wegen wirklicher oder vermeintlicher Behandlungsfehler anhängig?
    Wie viele und seit wann?

Ob es Fehler im Krankenhaus gegeben hat,die zum tragischen Tod der Mutter geführt haben, kann ich nicht beurteilen.Entsprechende von einander unabhängige Gutachten liegen aber vor, von einem gerichtlich beeideten Sachverständigen und von einem gerichtlich bestelltenSachverständigen.
Menschliche Fehler kann man nie – so tragisch dies auch ist – völlig ausschließen. Meine Kritik richtet sich daher nicht an das Krankenhaus, sondern an den Umgang der Stadtverantwortlichen mit den Hinterbliebenen einesBehandlungsfehlers oder vermeintlichen Behandlungsfehlers in einem besonders stragischen Fall.

Ichhabe kein Verständnis dafür, dass 6 Jahre nach dem tragischen Tod immer noch keine Lösung in der Entschädigungsfrage gefunden wurde. Und zwar deshalb nicht,weil es sich nicht um einen Patienten handelt, der später Beschwerden hat,sondern um den Tod einer Mutter eines kleinen Kindes.

Wir erwarten uns vom Bürgermeister, dass er den Fall nicht aussitzt, sondern gegenüber der hinterbliebenen Familie ein Zeichen der Menschlichkeit setzt undSchaden von unserem Krankenhaus abwendet. Das heißt, dass die Stadt ihreVerantwortung wahrnimmt, für eine Lösung zu sorgen. Und der Versicherung muss die Stadt klar machen, dass die Zeit längst überfällig für eine Lösung desVerfahrens ist. Der Bürgermeister soll wenigstens das tun, was er tun kann.
Nur zu sagen, die Länge des Verfahrens liege nicht im Einflussbereich derStadt, ist zu wenig.

Für die Dornbirner SPÖ
Gebhard Greber

3.11.2011