Die Heimstätte der Dornbirner SPÖ – der über 100 Jahre alte „Vorarlberger Hof“ in der Viehmarktstraße – ist in die Jahre gekommen, besonders das Kellergeschoß und die oberen Stockwerke. Eine notwendige Sanierung wäre finanziell nicht vertretbar. Daher wird das Gebäude in den nächsten Wochen abgerissen und wieder neu errichtet.
Der neue Vorarlberger Hof wird aus 2 Gebäudeteilen bestehen, mit je einem Erdgeschoß und 4 bzw. 5 Obergeschoßen, in denen eine Gastronomie, Büro- und Wohneinheiten eingerichtet werden. Im Untergeschoß werden die Kellerbereiche, Technikräume und eine Garage samt Fahrradabstellbereich, die mit der Stadtgarage verbunden ist, untergebracht.
Der Vorarlberger Hof wird als Haus der SPÖ und als gutbürgerliches Gasthaus mit Gastgarten wieder neu erstehen. Architektur-Elemente werden an den alten „Hof“ erinnern. Mitte 2026 soll die Wiedereröffnung sein.
Gesellschaftliche Bedeutung des Ortes
Der Vorarlberger Hof hat nicht nur eine große Bedeutung für die Sozialdemokratie, sondern ist auf das engste mit dem Kampf um Demokratie und mit Demokratisierungsbestrebungen in der Stadt und im Land verbunden.
Der „Vorarlberger Hof“ ist auf das engste mit der Geschichte des „Vereins Arbeiterheim Dornbirn“ verknüpft. Die Anfänge dieses Vereins reichen bis ins Jahr 1903 zurück. Es war eine Zeit, in der für es für Sozialdemokrat*innen im seit 1910 „schwarz“ regierten Dornbirn schwierig war, ein Gasthaus zu finden, in dem sie sich versammeln oder ihre Zeitungen auflegen konnten. Ein eigenes Vereinsheim für die Sozialdemokratie war deshalb von größter Wichtigkeit. Der Verein kaufte daher 1919 von der Genossenschaft der „Vereinigten Schreiner“ dieses Haus in der Viehmarktstraße 3. Die Dornbirner Sozialdemokrat*innen stammten kaum aus dem „Textilarbeiterproletariat“, sondern hauptsächlich aus dem Handwerks- und Facharbeitermilieu, die Tischler und Schreiner spielten dabei eine besonders wichtige Rolle.
Das neue Haus wurde zum wichtigsten Kommunikationszentrum der Vorarlberger Sozialdemokratie. Hier trafen sich nicht nur Parteifunktionäre und Gewerkschafter, hier im Hause wohnten nicht nur Spitzenfunktionäre wie Anton Linder, der erste Arbeiterkammerpräsident Vorarlbergs in der 2. Republik, oder die „Mayers“, die mit Fritz Mayer den Bregenzer Bürgermeister stellten, hier trafen sich die Naturfreunde, die Kinderfreunde, hier sangen die Arbeitersänger und hörten die Arbeiter Radio und hier turnten einst die Arbeitersportler und fanden Radballturniere des ARBÖ statt. Im Saale trat das „rote Kasperl“ auf, Frauen- und Jugendschulen wurden abgehalten und nach 1945 ist dieses Partei-Sitz und der unterschiedlichsten Unterorganisationen.
Der Vorarlberger Hof ist auf das engste mit dem Kampf um Demokratie verbunden, und mit der Auslöschung der Demokratie durch Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Am 15. März 1933 wurde im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung das „Dornbirner Arbeiterheim“ nach Waffen durchsucht und Bundesrat und Landtagsabgeordneter Anton Linder vorübergehend in „Schutzhaft“ (!) genommen. Am 8.11. 1933 verübten hier Nationalsozialisten einen Sprengstoffanschlag, 1934 enteigneten die Austrofaschisten, die die Demokratie beseitigt hatten, das Haus.
Nach der Restituierung des Hauses wurde der Verein Arbeiterheim 1947 wieder ins Leben gerufen. Mit ungeheurem persönlichem Einsatz und mit Eigenleistungen wurde der „Hof“ über Jahrzehnte vom Vereinsvorstand instand gehalten. Im „Hof-Saal“ gab es nicht nur Vergnügungsveranstaltungen, sondern bis heute Vorträge und Bildungsveranstaltungen. Auch die „Dornbirner Geschichtswerkstatt“ tagte bis zum Abriss hier.
Wie die beiden Historiker Reinhard Mittersteiner/Werner Bundschuh formulierten: Der „Vorarlberger Hof“ war ein „roter Punkt“ im „schwarzen Meer“ – und deshalb besonders wichtig, um hier Anliegen der SozialdemokratInnen zu artikulieren und demokratiefördernd zu wirken.
„Für die Dornbirner SPÖ ist wichtig, dass auch im neuen Vorarlberger Hof wieder ein Gasthaus für alle Bevölkerungsschichten untergebracht wird.“
Stadtrat Markus Fäßler, Parteivorsitzender der Dornbirner SPÖ